Reise_nach_Amerika_1923_01

Dezember 1923 bis Mai 1924 - Eine Oberammergauer Wanderausstellung in den USA

Eine Schaufensterausstellung
Oberammergau Museum

Nach dem ersten Weltkrieg war die Schnitzerei in Oberammergau nach wie vor neben dem Fremdenverkehr der wichtigste Erwerbszweig, doch es kamen kaum noch Aufträge und Geld ins Dorf. Dank dem Engagement zweier amerikanischer Geschäftsleute, die sich Oberammergau verbunden fühlten, entstand der Plan einer Verkaufsausstellung in den USA. So schlossen sich zahlreiche Oberammergauer Handwerker und Künstler in der „Vereinigung Heimatkunst Oberammergau e.V.“ zusammen, um in New York und zehn weiteren Städten in den USA Waren zu verkaufen und Aufträge zu akquirieren. Gleichzeitig konnten genügend amerikanische Sponsoren für die Finanzierung der Reise gefunden werden. Anfang Dezember 1923 reiste eine Gruppe von 15 Oberammergauer Schnitzern und Handwerkern, darunter drei Hauptdarsteller der Passion 1922 -wie von den Amerikanern gewünscht - nach New York. Schon bei der Ankunft wurden vor allem der Christusdarsteller Anton Lang von der Presse nahezu überrannt. Die ganze Reise wurde dank der hervorragenden Organisation von amerikanischer Seite aus mit Flyern, Anzeigen, Plakaten und Broschüren beworben und von einem außergewöhnlich starken Medienecho begleitet. Es wurden neben Schnitzereien auch Erzeugnisse aus den Bereichen Keramik, Schreinerei, Drechslerei, Kunstschlosserei und Textilien gezeigt und verkauft. Die Wanderausstellung wurde in New York, Cleveland, Cincinnati, St. Louis, Detroit, Chicago, Pittsburgh, Baltimore, Philadelphia und Boston ein großer Erfolg und brachte den Oberammergauer Handwerksbetrieben tatsächlich den erhofften Aufschwung. Zudem wurden Gelder für soziale Zwecke in Oberammergau gesammelt.

Die Oberammergauer Delegation vor dem Weißen Haus, 1924, Photo: Sammlung Florian Lang